Der ÖGB-Vorarlberg hat in seiner Vorstandssitzung am 28. August einstimmig eine Resolution beschlossen, in der sämtliche Mitglieder der Fraktionen und Gewerkschaften fordern, dass Asylwerber/innen im Alter von bis zu 25 Jahren, die sich im Land befinden, eine Lehrausbildung beginnen und abschließen dürfen. Die Lehre in Mangelberufen ist eine der wenigen Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Asylwerber/innen und die erfolgreichste Integrationsmaßnahme. Von der bestehenden Regelung profitiert auch die Wirtschaft. Denn gerade im Bereich der Mangelberufe suchen Betriebe händeringend nach Arbeitskräften.
Erfolgsmodell in vielerlei Hinsicht in Gefahr!
Die Bundesregierung plant – vor allem auf Initiative der FPÖ – den Erlass aus dem Jahre 2012, wonach Asylwerber/innen im Alter von bis zu 25 Jahren eine Lehre in Mangelberufen antreten dürfen, wieder zurückzunehmen. Es ist bereits zu ersten Abschiebungen von Asylwerber/innen in einer Lehre gekommen. Das sorgt für massive Verunsicherung sowohl bei den betroffenen Lehrlingen als auch bei den Betrieben, die auf die Lehrlinge angewiesen sind. Die Abschaffung dieser sinnvollen Maßnahme schadet nicht nur den arbeitswilligen Asylwerber/innen, sondern auch den Betrieben, die händeringend nach Fachkräften suchen. Außerdem ist eine Abschaffung der Regelung ein Rückschlag für sämtliche Integrationsbemühungen.
Gerade in Vorarlberg, wo die Lehrausbildung einen besonders hohen Stellenwert genießt, ist auch die Zahl der Asylwerber/innen in einer Lehrausbildung hoch. Vor allem der Tourismus und die Gastronomie profitieren von arbeitswilligen jungen Flüchtlingen. Wird die Möglichkeit für Flüchtlinge, eine Ausbildung in Mangelberufen zu beginnen, wieder abgeschafft, stellt dies die Betriebe vor massive Personalprobleme.
Die Abschiebung von jungen Asylwerber/innen in Lehre und die Abschaffung dieser Ausbildungsmöglichkeit für Flüchtlinge schadet nicht nur den Unternehmen, sie verhindert auch eine der erfolgreichsten Integrationsmöglichkeiten. Eine der größten Chancen für die Integration ist die Eingliederung von geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt. Dies ermöglicht den Menschen Teilhabe an der Gesellschaft, es ist für den Spracherwerb förderlich und wertvoll für die Wirtschaft.
Forderung des ÖGB-Vorarlberg
Die Mitglieder des ÖGB-Landesvorstandes appellieren an die Bundesregierung, das in Deutschland bewährte Modell „3plus2“ bei jungen Asylwerber/innen in Lehre umzusetzen. „3plus2“ sieht vor, dass Lehrlinge während ihrer 3-jährigen Lehrzeit und den ersten beiden vollen Arbeitsjahren nicht abgeschoben werden. Dieses Modell wird auch von Wirtschaftsseite unterstützt. Zudem soll in dieser Zeit intensiv geprüft werden, ob je nach Integrationsstand, ein positiver Asylbescheid ausgestellt werden kann.
Hohenems, 28. August 2018