younion _Vorarlberg: Erstmals Landeskonferenz mit offizieller UG-Beteiligung

Am 21. November 2019 fand die erste Landeskonferenz der younion _ Vorarlberg statt. Die erste deshalb, weil diese Gewerkschaft vor fünf Jahren ja noch GdG-KMSfB hieß. Doch nicht nur der Name war neu, sondern auch die erstmalige, offizielle Beteiligung der Unabhängigen Gewerkschafter/innen (UG).

Mario Lechner, Juliane Alton und Hedwig Baumann nahmen als Delegierte bzw. Gastdelegierte der Fraktion sowie Andy Richter-Huber als Ehrengast und Vertreter der KIV/UG* an der Konferenz teil.

Kooperation statt Hickhack

„Ich bin sehr, sehr gerne hier nach Hohenems angereist,“ stellte Andy Richter-Huber in seinen Grußworten fest, „weil ich glaube, dass hier bei Euch in der younion _ Vorarlberg vieles sehr vorbildlich läuft. Das betrifft vor allem das kooperative Verhältnis zwischen den Fraktionen. Ihr habt es geschafft, den weltanschaulichen Gruppierungen zwar einen Platz in Eurer Organisation zu geben, ihre Bedeutung aber auf das notwendige Maß zu reduzieren. Fast überall sonst in der österreichischen Gewerkschaftswelt sind die Fraktionen jene Instanz, die die volle Kontrolle über ALLES ausüben. Die Folgen sind Intransparenz, ein Mangel an Demokratie, unnötige Konkurrenzsituationen, Doppelgleisigkeiten, kurz ein ständig nervenaufreibendes Hickhack. Davon hebt sich die younion _ Vorarlberg seit vielen Jahren wohltuend ab. In einem konstruktiven und kooperativen Umfeld gelingt es Euch, alle Kraft für die Interessen der Kolleginnen und Kollegen einzusetzen.“

Die im Frühjahr 2019 beschlossene neue Geschäftsordnung definiert für alle Fraktionen dieselben Rechte. FSG, FCG und KIV/UG konnten so erstmals je zwei Delegierte in die Landeskonferenz entsenden und je ein Mitglied für den Landesfrauen- und den Landesvorstand nominieren. Alle weiteren Delegierten und Vorstandsmitglieder wurden – weitestgehend ohne fraktionelle Zugehörigkeiten zu beachten – von den Regionalgruppen entsandt.

Mario Lechner ist Vorsitzender des Fachbereichs Gemeindeverwaltung und wird die KIV/UG bzw. GEMEINSAM/UG* weiterhin im Landesvorstand vertreten. Zudem wurde er erstmals auch in das Präsidium der younion _ Vorarlberg gewählt. Juliane Alton ist Mitglied im Landesfrauenausschuss und in der Kontrolle, Hedwig Baumann im Schiedsgericht.

V. l. n. r.: Ing. Christian Meidlinger (Bundesvorsitzender der younion), Hedwig Baumann, Andy Richter-Huber, Dr. Juliane Alton, Mario Lechner

Neu ist auch die Spitze der Landesorganisation. Thomas Kelterer, Obmann der Personalvertretung in der Stadt Feldkirch, wurde zum neuen Landesvorsitzenden gewählt.

Betriebsräte zweiter Klasse

Neben Personalentscheidungen stellte die Landeskonferenz auch inhaltliche Weichen. Gefordert wurden u. a. Verbesserungen im Dienstnehmerschutz, eine Gehaltsreform und eine Stärkung der Personalvertretungen in den Gemeinden: „Wir wollen nicht länger Betriebsräte zweiter Klasse sein“, brachte es der neue Landesvorsitzende auf den Punkt. Es werde immer schwerer, die Interessen der Gemeindeangestellten zu vertreten. Dies liege zum einen an fehlenden rechtlichen Möglichkeiten, vielfach aber auch am mangelhaften Vollzug des Personalvertretungsgesetzes.

Im Bereich des Dienstnehmerschutzes gelten grundsätzlich zwar dieselben Bestimmungen wie für den Privatbereich, „nur fehlen bei uns die Möglichkeiten der Kontrolle und der Durchsetzung,“ merkte Kelterer an.

„Das im Jahre 2005 beschlossene Gehaltssystem ist zwischenzeitlich in die Jahre gekommen. Die Gehaltsentwicklung hat in vielen Bereichen nicht mit anderen Branchen mitgehalten,“ sieht Kelterer dringenden Handlungsbedarf, um den Vorarlberger Gemeindedienst wieder attraktiver zu machen.

Die ticken tatsächlich anders

Auf dem Weg nach Wien fasst Andy Richter-Huber seine Eindrücke zusammen: „Also das war jetzt eine sehr dynamische und intensive Zeit. Tatsächlich ticken die in Vorarlberg gänzlich anders als in Wien.

Das hat wenig damit zu tun, dass Vorarlberg viel kleiner ist, es sind dort einfach schon lange genug die richtigen Menschen am Ruder. Die haben zwar auch eine Antragsprüfungskommission, lachen allerdings selbst darüber. Die Anträge sind so kunterbunt von Menschen geschrieben, dass sie gar nicht unterscheiden können, welche Fraktion es war. Nein, noch viel Ärger, sie denken gar nicht daran, dass das wichtig sein könnte. Ganz durchschaut habe ich noch nicht, wie sie überhaupt zu fraktionellen Aufteilungen kommen, es gibt ja keine Wahlen. Allerdings habe ich den Eindruck gewonnen, dass sehr bunt, viele Menschen da sind, die sich engagieren und dadurch vieles mehr an Leistung bei den Gemeindeangestellten ankommt, als bei uns. Die ganze ‚Reibungsenergie‘ fällt weg! Bezeichnend auch die Organisation dieser Landeskonferenz. Sie wählen zwar brav ein Tagungspräsidium, weil es formal notwendig ist, aber dieses Präsidium sitzt dann nicht auf der Bühne herum. Und so zieht sich das durch, Mario wird ins Präsidium gewählt und ist für die Öffentlichkeitsarbeit der younion in Vorarlberg zuständig. Danach werden alle Mitglieder des Landesvorstandes gewählt usw. alles in offenen Abstimmungen. Alles ohne, dass es je eine Empfehlung von einem Gremium geben muss, und alles, ohne dass sich fraktionell groß wer einmischt. Es wird sehr stark hervorgehoben, dass die jeweilige Person das gut macht oder gute Qualifikationen mitbringt. Die Berichte sind so verständlich, dass sogar ein Wiener mitkommt, um was es geht.

Dann tritt der bisherige Vorsitzende zurück, weil er in Altersteilzeit geht. Er wird weiterhin eine Funktion haben, hat allerdings schon monatelang eine andere Person begleitet, um langsam zu übergeben.

Und danach wird gemeinsam gegessen und sogar in der Bar am Abend kann man nicht unterscheiden, wer von welcher Fraktion kommt. Alle diskutieren und lachen miteinander. Der gemeinsame Nenner ist stark spürbar.

*) KIV/UG, Konsequente Interessenvertretung/Unabhängige Gewerkschafter/innen, ist die anerkannte alternative Fraktion in der younion _ Die Daseinsgewerkschaft
GEMEINSAM-UG ist die UG-Fraktion in den Vorarlberger Gewerkschaften und in der Arbeiterkammer Vorarlberg

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